Karpfen Nahrung
Welche natürliche Nahrung steht auf dem Speisezettel der Karpfen? Wissenschaftler haben fast 1.400 Karpfen untersucht. Dabei kam Interessantes ans Licht.
Der Karpfen ist nicht, wie früher angenommen, ein reiner Pflanzenfresser. Er ist ein echter Allesfresser, mit einer besonderen Vorliebe für tierische Nahrung. Sie macht 75 bis 95 Prozent der Karpfen Nahrung aus.
Karpfen sind vor allem bei Tagesanbruch und abends aktiv. Sie ziehen den Sommer vor, wie viele andere Friedfische auch. Im Winter reduzieren sie bei Wassertemperaturen unter 10 Grad ihre Nahrungsaufnahme erheblich, unter 6 Grad fressen sie fast nichts mehr. Darum ist das Karpfenangeln bei höheren Wassertemperaturen deutlich einfacher.
Karpfen Nahrung: Flöhe im Bauch
Im Frühjahr macht das tierische Plankton einen wichtigen Teil der Karpfennahrung aus. Alle erwachsenen Karpfen ernähren sich hiervon, allerdings macht es nur selten mehr als 10 Prozent der gesamten Nahrung aus. Das Zooplankton wird deshalb oft als Zusatznahrung betrachtet. Allerdings wurde bei dreijährigen Karpfen schon nachgewiesen, dass sie an einem Tag 600 Gramm Wasserflöhe gefressen hatten. Diese Vorliebe könnte erklären, warum sich kleinere Karpfen im Frühjahr besonders gut auf winzige tierische Köder wie die Made fangen lassen.
Zwar stößt man in vielen Karpfen-Därmen im Sommer auf große Mengen von Pflanzen, vor allem höher entwickelte Pflanzen mit Blättern, aber sie machen keinen wesentlichen Teil der Karpfennahrung aus. Bei Hitze stopfen sich die Karpfen manchmal mit Pflanzen voll, den Rest des Jahres macht das Grünzeug jedoch keine zehn Prozent der Nahrung aus.
Hätten Sie gedacht, dass Tauwürmer zur natürlichen Nahrung der Karpfen gehören und jeder dritte Fisch Wurmreste im Magen hat? Besonders im Frühjahr und im Winter steht diese tierische Nahrung hoch im Kurs.
Werden viele Pflanzen gefressen, bedeutet das oft: Es fehlt die tierische Nahrung. Dennoch frisst kaum ein Fisch so viele Pflanzen wie der Karpfen.
Die Zuckmücken bilden die Grundlage der Karpfennahrung, acht von zehn Karpfen haben sie im Darm; diese Tierchen machen ungefähr ein Viertel der Gesamtnahrung aus. Zuckmücken leben in organischem Bodenschlamm, bevorzugt in der Nähe von verrottenden Pflanzen, die oft mit ihnen zusammen aufgesogen werden. Der Karpfen ist einer der wenigen Grundfische, die im Schlamm nach Nahrung suchen, wenn der Sauerstoffgehalt sehr niedrig ist.
Schon mancher Angler musste die Erfahrung machen: „Sind die Karpfen wild auf „Zuckis“, lassen sie die Köder links liegen (es sei denn, man bietet Zuckis an!).
Muschel-Brei ist gute Karpfen Nahrung
Nach den Zuckmücken sind besonders die Muscheln bei den Karpfen beliebt. Man findet sie vor allem in dem Darm ausgewachsener Fische, wo sie, wie die Zuckmückenlarven, annähernd 25 Prozent der Gesamtnahrung ausmachen, gelegentlich sogar 45 Prozent. Im Sommer und im Herbst überwiegen die Muscheln manchmal im Speisebrei.
Gelegentlich stehen auch noch weitere Larven, wie etwa die der Eintagsfliege oder der Köcherfliege, auf dem Speiseplan. Karpfen vertilgen auch Libellenlarven, die sonst nur von ganz wenigen Fischen genommen werden.
In jedem dritten Karpfen Darm tauchten Reste von Tauwürmern auf. Besonders im Frühling und im Winter scheinen diese Würmer ein wichtiger Teil der Karpfen Nahrung zu sein. Die alte Anglerregel scheint zu stimmen. Bei kaltem Wasser fangen eher tierische Köder, bei wärmerem Wasser sind pflanzliche überlegen. Ein Versuch mit Wurm oder Made kann also lohnen, gerade im Frühjahr und im Herbst.
Erstaunlich: Auch Getreidekörner finden sich in den Bäuchen. Alle Wissenschaftler haben Mais und andere Partikel gefunden, einer sogar in über 90 Prozent der von ihm untersuchten Fische. Unwahrscheinlich, dass es sich nur im Anfutter von Anglern handelt!
Und wie steht es mit der Jagdlust der Karpfen? Ist es wahr, dass sie gelegentlich Kleinfische fressen? Nur in wenigen Fällen finden sich Brutfische im Bauch – vor allem aber dann, wenn ein Gewässer arm an sonstiger Nahrung, doch reich an Kleinfischen ist.