Angel Teig zum Karpfen angeln
Träumst Du von einem Karpfenköder, der in wenigen Minuten herzustellen ist und nur ein paar Cent kostet? Von einem Karpfenköder, den Du blitzschnell den Verhältnissen anpassen kannst, ihn größer oder kleiner, härter oder weicher machen kannst? Von einem Köder für Karpfen, der beim Angeln zwischen den Wasserpflanzen Deine Hakenspitze verdeckt, aber dennoch weich genug ist um die Fische zu haken?
Dieser Karpfenköder ist längst erfunden! Damit habe ich meine ersten Karpfen Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre gefangen. Aber er ist seit den 1990-er Jahren etwas in Vergessenheit geraten, seit Boilies und Partikel den Ton angeben,
dieser Köder heißt TEIG, Angel Teig
Bis Anfang der 1980er Jahre galt der Angel Teig neben der Kartoffel als bester Karpfenköder. Ich kann Dir versichern: Die Karpfen haben ihren Geschmack nicht verändert – wohl aber die Angler. Das hat auch Vorteile: Da kaum mehr mit Teig geangelt wird, verbinden die Karpfen auch kaum mehr schlechte Erfahrungen damit. Sie nehmen ihn arglos, sogar in Gewässern, wo Boilies nur noch Scheuchwirkung haben.
Nun wirst Du vielleicht fragen: Ist beim Karpfenangeln nicht ein harter Köder von Vorteil, weil er nur von den Karpfen und nicht von diversen Weißfischen genommen wird? Und Angel Teig ist doch ein eher weicher Köder, noch dazu einer, der nach einiger Zeit im Wasser zerfällt.
Beim Angel Teig macht´s die Größe
Tatsächlich gestatten harter Köder selektives Karpfenangeln. Aber genau das geht auch mit Teig. Zwar setzt Du nicht die Härte des Köders als Weißfisch-Bremse ein – aber die Größe! Dieser Gedanke ist im Zeitalter der englischen Murmeln (Boilies) in vielen Köpfen verloren gegangen. Wenn Deine Teigkugel so groß wie ein Golfball ist, stößt sogar ein großer Brassen an seine Grenzen. Dagegen wird sich kein größerer Karpfen vom Durchmesser des Köders abschrecken lassen.
Die meisten Karpfen Angel Teige basieren auf Paniermehl. Und tatsächlich zerfällt mancher „Golfball“ zur Murmel, wenn er ein paar Stunden im Wasser ist und auch noch von zahlreichen Weißfischmäulern angestupst wird. So erklärt es sich, dass auf riesige Teigkugeln kleinste Weißfische gelandet werden. Und das der gefütterte Angel Teig womöglich in den falschen Hals gerät, also nicht in den der Karpfen. Mit diesem Problem habe ich schon zum Ende der 1970er Jahre gekämpft. Ich wollte es genau wissen, knetete meine typischen Teigkugeln und gab sie in eine durchsichtige, mit Wasser gefüllte Schüssel. Nun ließ ich die Uhr laufen, um zu sehen, wie lange meine Kugeln haltbar sind.
Das Ergebnis war erschreckend, schon nach 2 Stunden waren meine Angel Teig Kugeln um mehr als die Hälfte kleiner geworden. Nebenan lagen große Krümelberge, ideales Lockfutter für kleine Weißfische, die ich nun beim Karpfenangeln überhaupt nicht gebrauchen konnte und auch nicht am Angelplatz haben wollte. Es musste ein Weg gefunden werden, dass das Wasser nicht zu schnell an der Konsistenz „arbeiten“ konnte.
Meine Mutter und mein Angel Teig
„Junge, warum reibst Du Deinen Teig nicht einfach mit Magarine oder Olivenöl ein? Dann bildet er einen Schutzfilm gegen das Wasser.“ Sofort habe ich diesen Trick angewendet, ab sofort glänzte mein Teig und je nach Geruchsmischung roch er nach Kuchenbäckerei. Die Wirkung war wie erwartet. Die Teigkugeln hielten im Wasser länger viel, viel länger bis zu 6 Stunden.
Was die Festigkeit des Köders angeht, habe ich immer noch das Gefühl: Karpfen lieben´s weich. Oft haben ich eine Rute mit weichem und eine mit festerem Teig ausgelegt. Die Bisse kamen meist auf das „Weichei“. Vielleicht verströmte der weiche Teig den Duft besser und wird schneller von den Karpfen gefunden.
Weicher Angel Teig hat einen praktischen Vorteil: Der Anhieb dringt leichter durch. Das der Fisch sicher hängt, ist beim Angeln mit Teig nicht selbstverständlich. Wir bieten einen sehr großen Köder an, den der Karpfen ins Maul nimmt, ohne ihn sofort zu zerdrücken. Es besteht die Gefahr, dass man beim Anhieb den Haken mitsamt Teig wieder aus dem Karpfenmaul heraus reißt.
Der Haken sollte so groß sein, dass der nur wenige Zentimeter unter dem Teigmantel sitzt. Die Hakenspitze lasse ich verdeckt, wenn ich zwischen Wasserpflanzen mit Hängern rechnen muss. Sonst lasse ich sie ein kleines Stück aus dem Teig ragen. Scheue Dich nicht vor einem 1-er Haken. Bei golfballgroßen Kugeln ist er gerade richtig, manchmal brauchst Du sogar Größe 1/0.
Der Angel Teig sollte auch mal härter sein
Doch weicher Teig ist nicht immer praktikabel. Wo die Weißfische in rauen Mengen schwärmen, bist Du mit härterem Teig besser beraten. Die Konsistenz des Paniermehlteigs bestimmst Du durch die Wassermenge. Je weniger Wasser Du hinzugibst, desto härter wird der Teig. Je mehr Wasser, desto weicher. Indem Du die Teigkugeln schon zu Beginn des Angelns formst und an der Luft trocknen lässt, desto größer wird der erzielte Härtegrad.
Hierbei kommt jetzt das Haar ins Spiel, da der Teig so hart wird, dass der Haken nur noch schwierig durchdringen kann. Du brauchst ein langes Haar. Den getrockneten Teig mit der Ködernadel aufziehen. Denke daran, einen Boiliestopper in die Schlaufe des Haars zu ziehen.
Für die Festblei-Montage eignet sich der Teig nicht. Nur mit freier Schnur oder am besten mit Pose auf Grund. In beiden Fällen musst Du dem Fisch Zeit geben beim Biss. Oder aber, sollte es dann zu Fehlbissen kommen, sehr sehr schnell sein beim Anschlag. Wenn die Pose aufliegt, leicht schräg gestellt, dann kommt es zu einem „Ausheben“ der Pose, wenn Du schnell bist, kann jetzt schon der Anschlag kommen. Wichtig gerade an Seerosenfeldern, wo die Karpfen wenig Platz haben, ist ein schneller Anschlag wichtig und auch den Karpfen direkt zu halten, damit er keine Flucht in die Seerosen antreten kann.
Die Teig Methode ist recht einfach, aber effektiv
Die einfachste Teig-Montage habe ich gerade angesprochen: die freie Leine. Dazu knote nur einen großen Haken ans Ende der Hauptschnur, bestücke ihn mit Teig, und los geht´s! Große Teigkugeln haben so viel Wurfgewicht, dass Du damit locker 20 bis 30 Meter schaffst. Beim Werfen kommt es auf einen langen, gleichmäßigen Schwung an. Ruckartig funktioniert nicht, dann ist der Teig weg. Langsam und gleichmäßig, ich gehe dabei sogar etwas in die Knie. Dann klappt´s auf ca. 15cm genau.
Ein weiterer Vorteil des Angelns mit Teig: Du kannst Deinem Köder beliebige Duftnoten mit geben. Ich habe früher sehr gerne auf Backaromen gesetzt, vor allem auf Bittermandel. Heute unterscheide ich süßen teig, zum Beispiel auf Basis von Honig, und kräftigen Teig, zum Beispiel auf Basis von Bratenfond und Knoblauch. Den süßen Teig setze ich am liebsten im Sommer ein, den eher deftigen bevorzuge ich im Frühjahr und Herbst. Manchmal gebe ich dem Teig auch Dosenmais bei, dieser sollte aber vorher mit dem Pürierstab zerkleinert werden. Vor allem füttere ich nur an Stellen, von denen ich weiß, dass dort Karpfen sind. An fremden Gewässern nehme ich mir vor dem Angeln die Zeit, dass ich Ausschau nach den üblichen Verdachtsmomenten halte; also Gründelspuren, Bugwellen, rollende Karpfen an der Oberfläche usw.
Tatsächlich brauchen die Karpfen bei Teig keine Anlaufzeit: Sie nehmen ihn vom ersten Futtertag an. Oft hake ich schon am ersten Morgen schöne Karpfen. Dann weiß ich: Das Kneten hat sich wieder gelohnt.
Karpfen Angelteig Standardrezept
Zutaten:
- 1 kg Paniermehl
- 250 gr. Haferflocken
- 1 Dose Mais
- 50gr. Margarine
- 3 Esslöffel Bienenhonig
Anleitung: Gib das Paniermehl, die Haferflocken und den Mais mitsamt der süßen Flüssigkeiten in eine runde Schüssel. Zerkleinere alles nochmal mit dem Pürierstab, besonders den Mais. Vermenge das Ganze und gib in kleinen Portionen so lange Wasser hinzu, bis die letzten trockenen Krümel verschwunden sind und der Teig die gewünschte Festigkeit hat. Nun forme den Teig zu einer großen Kugel, gib einen Esslöffel Margarine hinzu und knete das Ganze mehrfach durch, bis der Teig eine glänzende Fettschicht als Wasserschutz aufweist. Am Ende, oder am besten kurz vor dem Angeln noch den Honig mit einkneten. Das ist der Allround Teig.
Die Teigkugeln sind ein erstklassiger Karpfenköder (siehe die Anleitung oben). Meist werden sie in Walnuss- oder Golfballgröße angeboten, einem Format, das andere Friedfische überfordert (es sei denn, die Kleinen haben genug Zeit, am Teig zu knabbern!). Daher sprechen große Teigkugeln vor allem Karpfen an. Teig ist äußerst flexibel. Größe und Form, Härte und Farbe lassen sich nach Belieben variieren.
Text: Hermann Hövels, Quelle: Blinker Spezial Karpfen